von Flo Weiss
Durch die Air Berlin Pleite setzte die Hansa auf der Stecke TXL-FRA gelegentlich eine B 747-400 ein um dem Passagieraufkommen gerecht zu werden. Den Flug schon Anfang Oktober günstig geschossen, entschloss ich mich die Reise mit dem Sohnemann durchzuführen. So ne Gelegenheit kommt für uns schliesslich nicht alle Tage und die 747-400er werden ja nicht mehr. Die Überlegung war natürlich auch, in welche Richtung man den Jumbo Hüpfer machen sollte.
Von Frankfurt kommt man ja immer auch ganz gut mit der Bahn nach Hause, und so sollte es dann schließlich von Berlin nach Frankfurt gehen.
Doch dazu muss man ja erstmal vom bayerischem Seehofer Land in die Hauptstadt. Vom Kindergarten geht’s also direkt zum S Bahnhof und wir fahren zum Flughafen München Franz Josef Strauss. Ein durchaus politischer Aufsatz heute, wie man schon bemerkt, und das muss ja auch so sein, wen man dem 5 jährigen Nachwuchs schon mal anhand dieser Exkursion die Absurditäten von Jamaika erörtern darf.
Am Flughafen ist leider kein B 747-400 Lufthansa Model zu ergattern. Hätte ich gerne mit Miles und More noch so ein Souvenir abgestaubt. A 380, A 350 und B 748 gäbe es, aber die wollen wir nicht, bzw. haben wir schon. Dafür gibt eine Herpa Quick Snap Swiss B 777-300. Bezahle ich die Flughafenpreise sonst so gut wie nie, ist meine Laune heute gut und wir kaufen noch einen Spezi und ein Bier für 9 Euro. So lässt sichs aushalten. Bording ist zeitnah und nach den Senatoren und Business Kunden kommen Familien mit kleinen Kindern an die Reihe. Da drängeln wir uns doch mal gleich pauschal dazu.
Mit einer A 321 D-AIDB geht es um 16:45 also im leichtem Dämmerlicht auf der 26L in einer 90 grad rechts Kurve Richtung Berlin Tegel. An Bord gibt’s das nächste Bier. Wir fliegen durch die Grütze und sehen erst wieder im kurzen Anflug die Lichter der Hauptstadt. Mit dem gebuchten light Tarif ohne Gepäck sind wir rasch auf der Landseite und suchen unseren Bus mit der Nummer TXL zum Hauptbahnhof.
Auch die EsS-Bahn Currywurst Bude sehen wir gleich neben unserer Haltestelle. Für 2,60 geht’s in ca. 25 Minuten zum Hbf.
Flughafen München
Berlin, hier kommen wir!
Bälle-Bude zum pennen….
….oder doch lieber das Bettchen mit Berlin-Poster
Dort habe ich das Hotel Meininger gebucht Unschlagbar für 42,60 Euro. Jetzt ist 19:00 Uhr und es ist nicht viel Zeit zum trödeln. Um 20:15 habe ich einen Slot für die Reichstagskuppel gebucht.
Mit dem Passierschein dürfen wir am ersten Wachtl vorbei, und in 2ter Instanz stehen wir dann auch tatsächlich auf der Gästeliste und dürfen unsere Klamotten wie am Flughafen durch die Röntgen Maschine fahren lassen. Als Gruppe geht man dann geschlossen in den Reichstag hinein und fährt mit einem grossen Aufzug nach Oben zur Aussichts- Terrasse und Kuppel. Audioguide für Kinder spricht Bernd das Brot. Habe ich mir auch etwas angehört, war mir aber zu nervig. Ächtz.
Wir laufen also die Gänge der Kuppel rauf und runter, und lauschen den Beschreibungen des Audioguides. Des meiste kennt man sogar als Weisswurstbazi schon, und merken kann man sich ja sowieso nicht alles, so das man quasi ohne viel Weiterbildung die Runde beendet. Doch hatte ich das Gefühl den Jungen hats sogar etwas interessiert. Auf jeden Fall wurde ich nicht schon nach 10 Minuten genervt, wann gehen wir den jetzt woanders hin zB shopping wie man das von so manch anstrengender Damen Begleitung kennt.
Reichstag mit Touristen
Blick ins Zentrum der Macht, oder Tal der Ahnungslosen?
Jetzt aber mal schnell in die Speisebude einlaufen. Das Hopfingerbräu gleich neben dem Brandenburger Tor lädt zum verweilen ein. Hier ist alles super. Zurücklaufen ist zwar nicht weit, aber wir sind schon etwas faul. Da gibt es doch die tolle U-Bahn N 55 welche bloss 3 Stationen fährt. Der Fahrer muss also quasi, wenn sein Sitz gerade warm geworden ist schon wieder das Führerhaus wechseln und in die Gegenrichtung flitzen. Irgendwie findet der Kutscher gefallen an uns, und zu so später Stunde dürfen wir auf seinem Führerstand die 2 Stationen mitfahren.
Das hat echt Bock gemacht. Am Hauptbahnhof rottet sich zu später Stunde schon vermehrt Gesindel zusammen und wir laufen Schnur stracks in unsere schützende Herberge. Noch ein Partie Billard gibt es bevor wir es uns in unserem kleinen aber feinen Zimmer gemütlich machen.
U55 – kein U-Boot sondern die kürzeste U-Bahn aller Zeiten
Samstag, 25. November 2017
Mitten in der Nacht um 2:30 wache ich durch lautes Geschrei auf. Sind die Fenster doch so Nahe zu den Gleisen wohl etwas schalldicht, hört man ganz deutlich was dort unten gerufen wird. „Bundespolizei, stehen bleiben“ , Peng, ein Schuss. Krass, da wird auf der Strasse sogar scharf geschossen. Jetzt gehe ich erstmal nicht zum Fenster, nicht das sich da gleich noch irgendwelche Querschläger verirren. Geh ma mal bisseln, und schauen dann ganz entspannt denk ich mir. Aber nix zu sehen. Dann wieder Stimmen, „weiteratmen, weiteratmen“. Schau ich nochmal ,liegt da plötzlich einer auf der Strasse in seiner eigenen Blutlache und ca. 7 Polizisten aussen rum. Wo kamen die jetzt plötzlich alle her. Beobachte das geschehen noch eine Weile und leg mich dann wieder ins Bett. Die Absperrung und Untersuchung war noch bis kurz vor 8 Uhr am morgen.
Der Tatort
Also Berlin hat doch immer wieder was zu bieten. Jetzt leckeres Frühstück abgreifen. Auschecken und wieder mit dem Bus TXL zum Flughafen. Check in ist in Halle C. Man muss etwas durch den Regen laufen um dorthin zu kommen. Da denkt man auch nicht das man im reichen Deutschland ist.
Würde jetzt eher an die alten Terminals von Borispil erinnern. Aber egal, jetzt sind wir hier und können durch die verregneten Scheiben nach draussen sehen. Auch heute sind ein paar Enthusiasten aus Holland hier und knipsen wie wild alles was sich draussen bewegt. Der Jumbo D-ABVP (Taufname ex Bremen) kommt pünktlich und rollt an unserem Fenster vorbei. Ein passables Foto will aber trotzdem nicht gelingen. Wurscht, habe ich diesen schon mal schön in FRA gelichtet, wie mir meine ordentlich geführte Database verrät. Bording mit etwas Verspätung. Frei nach dem Motto „Frauen und Kinder zuerst“ drängeln wir auch schon etwas vor.
Die Königin der Lüfte
Der Bording Vorsteher und ex Stasi Offizier merkt sofort das wir kein Priorty sind und hätte uns schon am liebsten zurück in Richtung JVA Moabit verfrachtet. Flinke Hufe zum Jumbo, den es regnet stark. Da bleibt nicht mal viel Zeit für Fotos, und die sonst so harten Kerle drängeln auch schon von hinten, darf die Föhnfrisur doch nicht nass werden. Erster Gedanke unseres frühen Erscheinen an Bords war es jedoch die Oma Purserette nach der Erlaubnis des Besuches des Oberdecks zu fragen. Das Kind übernimmt diese pikante Frage. Doch die kalt Mamsell verneint gnadenlos. Ich beschimpfe die Frau sofort als herzlos und bucklige Brotspinne.
Neeee, schmarren nur Spass. Also, wir dürfen mal ganz kurz die Treppe hochlaufen und uns umschauen. Söhnchen spurtet zielstrebig zum Cockpit vor, die Tür steht offen. Tantchen auf ihren Tanzschuhen hinterher und am Schlafittchen gepackt. Kehrt marsch. Alles hilft nix. Auch unser Angebot auf Service Verzicht hilft nicht und wir nehmen auf unseren gebuchten Plätzen 48A + B Platz. Das Beste im Jumbo ist für uns das Entertainment System in der Kopfstütze des Vordermanns.
husch husch, so a Dreckswetter
Kommando, kehrt Marsch!
Doch die ganzen bescheuerten Borddurchsagen machen dem Filmvergnügen eine Strich durch die Rechnung. So kann jeder seinen Film auf dem 45 minütigen Flug auch nur zur Hälfte ansehen. Kurzzeitig überlege ich einen Rückflug am Nachmittag zu buchen, um die andere Hälfte der Filme dann fertig sehen zu können.
Meine persönliche Einschätzung als Vielflieger über den Jumbo: Die Monstergrosse Kabine ist natürlich schon sehr beeindruckend, aber vom Gefühl bei Start und Landung oder Geräuschkulisse ist es jetzt kein Unterschied ob ich im A 320 oder ner 737 hocke.
hart Backbord
links „Cars 2“ für die Kids, rechts „Fast & Furious 8“ für die harten Hunde
Im Flugzeug zur Feier des Events ein Gläschen Sekt für den alten Herren. Ein paar Fotos zum Fenster rausklicken und eine Safety Card sind die Souvenirs des Tages. In Frankfurt angekommen wird beschlossen mit dem ICE nach Hause zu fahren. Wettervorhersage ist auch nur scheusslig und es macht keinen Sinn hier irgendwas weiter aufzunehmen. Obwohl das Kind mit 5 Jahren noch umsonst Bus und Bahn fährt, und auch im Hotel quasi umsonst war, hat die Gaudi mit ca. 450 Euro zu Buche geschlagen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Alles schick, alles schön !
Text und Bilder: Flo Weiss